Die Wupper

Wupper in Solingen
Wupper in Solingen

Allgemeines

Die Wupper ist ein Mittelgebirgsfluss mit 115 km Länge und einem mittleren Abfluss von 17 m³/sec. an der Mündung in den Rhein. Ihr Einzugsgebiet beträgt ca. 813 km² und wird von etwa 1 Million Menschen bewohnt. Der größte Teil der Menschen lebt im Bereich der unteren Wupper von Wuppertal bis Leverkusen. Das Quellgebiet liegt 440 m über dem Meeresspiegel. Auf ihrem Weg vom Quellgebiet durch das Bergische Land bis zur Mündung (36 m über dem Meeresspiegel) in der Rheinebene überwindet die Wupper ein Gefälle von 404 Metern.

Verlauf

Die Quelle bzw. das Quellgebiet der Wupper umfasst ca. 27 - 37 kleinere Quellen, je nach Jahreszeit, Niederschlags- und Temperatursituation. Diese Quellen, die in einem unter Naturschutz stehenden Hochmoor zu Tage treten, liegen in der Nähe der Ortschaft Börlinghausen bei Marienheide. Hier heißt die Wupper noch Wipper. Bei der Vereinigung der vielen Quell'chen' weist eine Tafel 'Wupperquelle' auf diesen Beginn hin.

Hier beginnt der sogenannte Oberlauf, oder die obere Wupper. Viele Ortsnamen beinhalten den Namen Wipper, wie Niederwipper, Holzwipper oder Wipperfürth. Übrigens ist dies nicht die einzige Wipper, sondern dieser Flussname kommt in Mitteleuropa einige Male vor. Die Wupper dagegen, wie der Fluss ab etwa Wipperfürth heißt, gibt es nur einmal. Wipper ist eine Ableitung vom altgermanischen 'wippern' und heißt soviel wie hüpfen, springen, weist also auf einen lebhaften Flusslauf hin.

Die Wupper erlebt von ihren vielen Quellen in Börlinghausen bis zur Mündung in Leverkusen die unterschiedlichsten Landschaftsformen und wird aufgrund der geologischen Verhältnisse auch mit quantitativ ganz unterschiedlichen Zuflüssen gespeist. Die Regenhöhen reichen von fast 1400 mm im Oberbergischen bis zu nur noch 750 mm in der rheinischen Tiefebene.

Auf ihrem Weg durchfließt die Wupper ausgedehnte Grünlandbereiche im Oberlauf, in denen das Gewässer und seine Ufer meist schwach strukturiert, und nur lokal verbaut sind. Nur im Bereich von Ortschaften und den Städten Wipperfürth und Hückeswagen finden sich verstärkt Verbaumaßnahmen und Uferprofilierungen. Talsperren wie die Wupper-Talsperre bei Radevormwald stellen immer einen erheblichen Eingriff in ein Gewässer dar. Auf der anderen Seite schützen sie die Menschen aber auch vor Hochwasser und garantieren einem Gewässer auch in Trockenzeiten einen ausreichenden Wasserstand.

Ab dem Beyenburger Stausee beginnt die sogenannte Untere Wupper. Bis hierhin fließt sie in devonischen Grauwacken, Sandsteinen und Quarziten und ihr Wasser ist weich und kalkarm. Die Zuflüsse in diesem Abschnitt bringen hartes, kalkhaltiges Wasser dazu.
Vor dem Stadtgebiet von Wuppertal wird das Flusstal breit. Es hatte früher weite Wiesenflächen, die von etwa 1400 bis 1860 vom Bleichergewerbe genutzt wurden. Dann wurde die chemische Bleiche erfunden und die Wiesen wurden mit Industriebetrieben und Arbeiterwohnungen bebaut. Wir befinden uns im Herzen Wuppertals. Heute begleitet die Schwebebahn auf einer Strecke von etwa 13 km den Lauf der Wupper im Stadtgebiet.
Das Gewässer ist oberhalb des Stadtgebiets weitgehend unverbaut und naturnah. Im eigentlichen Stadtgebiet von Wuppertal dann wird die Wupper mehr oder weniger eingezwängt und durch hohe Ufermauern begrenzt. Durch starke Bebauung ist es nur an wenigen Stellen möglich, ihr ein wenig mehr Platz zu geben. Wenn sie die Stadt Wuppertal verlassen hat, durchfließt sie ein mehr oder weniger steiles Engtal und weist einen relativ naturnahen Charakter auf.

 
An der Südspitze Wuppertals wird die Wupper von der Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Müngstener Brücke überspannt, die mit 107 m immer noch die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands als Stahlgitterbrücke ist und als ein Wunderwerk der Technik galt. Die Müngstener Brücke verbindet die beiden Städte Solingen und Remscheid.

Unterhalb des Solinger Ortsteils Burg hat die Wupper ein breites Tal zur Verfügung, durch das sie je nach Wasserstand mehr oder weniger gemächlich fließt. An einigen Stellen wird ihre Kraft noch heute zur Energieerzeugung genutzt. Nachdem sie Leichlingen verlassen hat, fließt sie bei nur noch geringem Gefälle in mehreren Mäanderbogen schließlich dem Rhein zu.
Zwischen Leichlingen und Leverkusen weitet sich das Tal der Wupper und bildet eine breite Aue. Vor ihrer Mündung in den Rhein unterhalb von Leverkusen-Opladen ist der Gewässerverlauf mehrfach verlegt und stark begradigt worden.

Wupper in W-Barmen
Wupper in W-Barmen

Nutzungsgeschichte

Ebenso wie die durchflossenen Landschaften ist auch die Nutzungsgeschichte der Wupper sehr bewegt. In der vorindustriellen Zeit war sie ein vom Menschen wenig beeinflusster, schnellfließender Mittelgebirgsfluss mit reichhaltigen Strukturen wie z. B. Stromschnellen, Uferbuchten etc. Die Ufer waren durch Bäume zum großen Teil beschattet, in den Talauen wechselten sich Wiesen und Wälder ab. Das Wasser war klar, kühl und sauerstoffreich. Durch den reichhaltigen Fischbestand spielte die Fischerei eine große Rolle und es gab sogar eine Verordnung, nach der Bediensteten von ihren Arbeitgebern nicht mehr als viermal wöchentlich Lachs vorgesetzt werden durfte.

 
Bis ins 16. Jahrhundert wurde die Wupper neben der Fischerei vorwiegend zum Antrieb vieler wassergetriebener Korn- und Ölmühlen, Schleifkotten und Hammerschmieden genutzt. Insgesamt dürfte die Wupper von 1300 – 1900 mit allen Nebenbächen und Zuflüssen zeitweise über 200 Wasserradbetriebe als Mühlen und Eisenverarbeitungsbetriebe gehabt haben.
Die dafür notwendigen kleinen Wehranlagen stellten jedoch nur einen geringen Eingriff in das Gewässer dar. Der eigentliche Grundstein für die weitere Industrieansiedlung und Nutzung der Wupper als Industriefluss wurde im Jahr 1527 gelegt, als der Herzog von Berg den Gemeinden Barmen und Elberfeld die sogenannte Garnnahrung, ein Exklusivrecht für die Garnbleichung, verlieh. Das klare weiche Wasser der Wupper war hierfür die optimale Voraussetzung und die weiten Wupperwiesen dienten als Bleiche. Die damit begonnene Industrialisierung entwickelte sich sprunghaft mit der Ansiedlung von Textilfabrikationen wie Färbereien und Webereien. Maschinenbaubetriebe und metallverarbeitende Betriebe kamen hinzu.
Diese Wasserkraftnutzung hat der Wupper den Ruf eingetragen, der fleißigste Fluss Deutschlands gewesen zu sein.

Eine massive Benutzung und damit auch Verschmutzung der Wupper begann. Färbereien leiteten ihr Abwasser ungeklärt ein wie auch alle anderen Industriebetriebe und eine immer größer werdende Zahl von Haushalten. Die Wupper bekam den Namen „schwarzer“ oder auch „bunter“ Fluss. Die hygienischen Zustände waren unhaltbar und es folgten epidemische Erkrankungen,. Durch die massive Verschmutzung der Wupper kam bereits Anfang des 19. Jahrhundert die Fischerei völlig zum Erliegen.
Im Lauf des 19. Jahrhunderts bis zum 1. Weltkrieg nahm die Verschmutzung der Wupper durch neue Produktionstechniken, die salz- und schmermetallhaltige Abwässer erzeugten, immer mehr zu. Insbesondere in Sommermonaten mit geringen Niederschlägen war der Gestank, der sich aus den Schlammmassen der Wupper entwickelte, schier unerträglich. Diese Schlammmengen stauten sich außerdem vor den zahlreichen Wehren und führten in regenreichen Zeiten zu noch größeren Überschwemmungen.

 
Ende des 19. Jahrhunderts begannen nach Erlass des Statutes der Wupper-Thalsperren-Genossenschaft im Jahr 1896 durch den preußischen König die Verantwortlichen aus Sorge um die Trinkwasserversorgung und zum Schutz vor Hochwasser und zur Niedrigwasseraufhöhung mit dem Bau von Talsperren. Diese wurden am Oberlauf der Wupper sowie an Nebengewässern errichtet. An der miserablen Wasserqualität änderte dies nur wenig. Eine entscheidende Wende erlebte die Wupper durch die Gründung des Wupperverbandes im Jahr 1930. Die Arbeit des Verbandes mit den Aufgaben Hochwasserschutz, Niedrigwasseraufhöhung, Abwasserreinigung und der Unterhaltung von Wasserläufen und ihrer Ufer begann. Erst durch den Bau einer Vielzahl von Klärwerken trat langsam eine Verbesserung der Wasserqualität der Wupper und ihrer Nebengewässer ein. Der Bau der Wupper-Talsperre Mitte der 80er Jahre verbesserte die Abflusssituation (Hochwasserschutz und Niedrigwasseraufhöhung) in hohem Maße. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich auch bereits wieder ein gewisser Fischbestand in der Wupper etabliert. Der Bewirtschaftungsplan „Untere Wupper“ formulierte den Schutz und die Reinhaltung der Gewässer, die Verbesserung der Lebens- und Umweltqualität sowie die Verminderung des Nährstoff- und Schadstoffeintrags in Rhein und Nordsee.

Der weitergehende Ausbau der Klärwerke, Auflagen an Industrie, Gewerbe und Haushalte zur Entsorgung oder Behandlung ihres Abwassers führten zu einer rapiden Verbesserung bzw. Gesundung der Wupper. Es tauchten Insektenlarven und Kleinkrebse sowie in deren Folge auch Fischarten auf, die seit Jahrzehnten verschwunden waren. Die Wasserqualität verbesserte und stabilisierte sich von Jahr zu Jahr.

Wupper in W-Barmen
Wupper in W-Barmen

Flussgebietsmanagement

Heute arbeiten die Wasserakteure wie staatliche Behörden, Wupperverband, Städte und Gemeinden, Stadtwerke, Naturschutzverbände, Fischereiverbände, Landwirtschaft u. v. a. eng zusammen. Flussgebietsmanagement ist das Instrument für das Erreichen einer sich kontinuierlich verbessernden Gewässergüte, das alle Einflüsse und Beteiligten einbezieht. Gewässergüte wiederum betrachtet die Wasserqualität, die aquatische Lebensgemeinschaft, das Ufer, die Gewässersohle etc. Die im Dezember 2000 verabschiedete Europäische Wasserrahmenrichtlinie, die den guten Zustand aller Oberflächengewässer und des Grundwassers fordert, ist eine neue Herausforderung, die nur gemeinsam umgesetzt werden kann, um ökologische und ökonomische Anforderungen und Möglichkeiten aufeinander abzustimmen.

Die Wupper ist auf einem guten Wege. Sie ist immer noch ein fleißiger Fluss, aber heute auch wieder ein Lebensquell für Mensch und Natur. Die Menschen brauchen sie und sie braucht die Menschen, als Beschützer. Denn Wasser ist noch immer unser höchstes Gut – und wird es immer bleiben. 

Sage / Mythe

Es sei noch am Rande erwähnt, dass es eine Sage zur Wupper-Entstehung gibt. Nach dieser traf vor langer Zeit ein Hunger leidender Zwergenkönig im Wald auf eine Frau, die für ihre Kinder Walderdbeeren sammelte. Die Frau zeigte Mitleid mit dem Zwerg und gab ihm von ihrer Erdbeerernte zu essen. Als Dank dafür steckte der Zwergenkönig seinen Zauberstab in die Erde, worauf eine Quelle entstand, die zum Ursprung der Wupper wurde.

Quellen:

  • Gewässergütebericht 2000, 30 Jahre Biologische Gewässerüberwachung in Nordrhein-Westfalen vom Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen
  • Romerike Berge, Zeitschrift für das Bergische Land, Heft 3 November 1990 vom Schlossbauverein Burg an der Wupper und Bergischer Geschichtsverein, Dr. Dirk Soechting, Dr. Uwe Eckardt, Prof. Dr. Klaus Goebel
  • Die Wupper, Eine Flussreise durch das Bergische Land, Regina Bermes / Kurt Schnöring, Wienand Verlag Köln 1993
  • Flussgebietsplan Wupper
    Wupperverband, 2002
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