Brucher- und Lingese-Talsperre: Natürlichere Abflüsse unterhalb der Talsperren

Versuch am 18.9.: Wassermenge in den Bächen und der oberen Wipper steigt temporär an

Wipper in Marienheide, Schmitzwipper

Pressemitteilung vom 14.09.2023

Der Wupperverband führt am Montag, den 18.9., an der Lingese und der Brucher unterhalb der jeweiligen Talsperre sowie im Oberlauf der Wipper im Bereich Marienheide einen Versuch zur Dynamisierung der Abflüsse durch. Er will prüfen, wie sich Schotter und Kiesel bei zunehmender Wassermenge am Gewässergrund verlagern und wie sich dies auf die Gewässergüte in den betroffenen Gewässerabschnitten auswirkt. Somit kommt der Wupperverband den Anforderungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie nach.

Für diesen Versuch wird der Verband ab 6.00 Uhr in kleinen Schritten die Wasserabgabe aus der Lingese-Talsperre und der Brucher-Talsperre erhöhen. Durch die Anpassung der Abgaben wird eine Situation nachgestellt, die ohne den Einfluss der beiden Talsperren natürlicherweise auch bei einem kräftigen Regenereignis entstehen würde. Die Bäche und die Wipper werden zwar mehr Wasser führen als bei Trockenwetter, kritische Marken oder Hochwasserabflüsse werden allerdings zu keiner Zeit erreicht.
Die erhöhte Abgabe ist unterhalb der beiden Talsperren und im Oberlauf der Wipper in Marienheide spürbar. Dort, wo die Wipper im Bereich Wipperfürth schon etwas breiter ist, wird dies kaum noch wahrzunehmen sein.
Am Nachmittag wird die Abgabe aus den Talsperren wieder reduziert.
Die Anlieger und Unternehmen im betroffenen Bereich der Gewässer unterhalb der Talsperren werden vorsorglich vorab informiert.
Es besteht kein Anlass zur Besorgnis. Ein Ausufern der Gewässer wird vermieden. Die Fachleute des Talsperrenbetriebs sind über die gesamte Dauer der erhöhten Abgaben vor Ort und auch die Hydrologen und Limnologen des Wupperverbandes begleiten diesen Versuch.

Gewässerstrukturen als Lebensraum für Fische und Kleinstlebewesen

Der Wechsel von niedrigen und erhöhten Pegelständen in Flüssen und Bächen ist in der Natur ein normaler Vorgang und steuert wichtige Prozesse im Lebensraum Gewässer. Bei höheren Wasserständen verlagern sich Kiesel und Schotter am Gewässergrund, was zum Erhalt einer naturnahen Strukturvielfalt beiträgt. Diese ist besonders wichtig für die Lebewesen im Fluss und gewährleistet z. B. Laichgründe oder Unterschlupf für Fische und Kleinstlebewesen. Durch die Talsperren werden der natürliche Abfluss und das Geschiebe in den Gewässern künstlich beeinflusst.

Die EU-Wasserrahmenrichtlinie fordert daher die Dynamisierung, d.h., dass die Wasserabgabe aus Talsperren zum Wohl der unterhalb gelegenen Flussabschnitte dynamischer und somit näher am natürlichen Abflussgeschehen erfolgt. Um dies zu erproben, führt der Wupperverband erstmalig einen Versuch an der Lingese- und Brucher-Talsperre durch.

Im Anschluss werden die Fachleute des Limnologischen Labors prüfen, ob und in welchem Umfang Veränderungen der Gewässerstruktur und Gewässergüte zu beobachten sind. Die Ergebnisse des Versuchs werden für die Ausgestaltung eines Konzepts für die weitere Dynamisierung im Rahmen der Anforderungen an die EU-Wasserrahmenrichtlinie verwendet. Sollte sich die Dynamisierung an der Lingese- und Brucher-Talsperre als zielführend erweisen, wird dies in den Betriebsplänen der Talsperren Eingang finden.

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