Fischbestand Einflüsse und Verbesserungsmöglichkeiten

Viele Faktoren haben Einfluss auf den Fischbestand. Hier finden Sie ein paar Beispiele.

Renaturierung Wupper in Laaken: renaturierter Abschnitt
Renaturierung Wupper in Laaken: renaturierter Abschnitt

Gewässerstruktur

Die Beschaffenheit von Ufer und Gewässersohle hat Einfluss auf den Fischbestand. Fische benötigen eine abwechslungsreiche Gewässerstruktur mit lebhaften Bereichen und Ruhezonen sowie den passenden Laichgründen.

Je nach Fischart wird der Laich auf unterschiedliche Weise abgelegt. Lachse und Äschen legen den Laich in Kiesbänken ab, Mühlkoppen hingegen unter Steinen.

In den technisch ausgebauten, begradigten Flussabschnitten der Wupper weist die Gewässerstruktur wenig Abwechslung auf. Zwar kann die Wupper in diesen Bereichen nicht wieder so natürlich werden, wie vor der Nutzung durch die Menschen, aber trotz der Bebauung bis an oder in das Gewässer können dort kleine Maßnahmen mit guter Wirkung umgesetzt werden.

Deshalb werden im Wuppergebiet nach und nach Gewässer renaturiert. Hierbei erhalten die Gewässer im Rahmen des Machbaren eine abwechslungsreichere Uferstruktur. Durch große Steine oder Totholz kann die Strömung so verändert werden, dass sich auch ruhigere Bereiche ausbilden können. Auch gerade Uferlinie können aufgelockert werden.

Fischaufstieg am Stausee Beyenburg, Foto: Peter Sondermann
Fischaufstieg am Stausee Beyenburg, Foto: Peter Sondermann

Durchgängigkeit und Fischaufstiege

Die Wupper wurde seit dem Mittelalter von der Quelle in Marienheide bis zum Rhein mehr und mehr mit Wehren bestückt. Oft wurde das schnell fließende Wasser zunächst in Stauteichen gespeichert, um auch in trockenen Zeiten die Kraft des herabstürzenden Wassers zum Antrieb von Wasserrädern oder Mühlen für das aufkommende Handwerk zu nutzen.
Die Bauwerke wurden im Laufe der Industrialisierung immer höher und wurden als Wasserkraftanlagen zur Stromgewinnung genutzt. Diese Bauwerke wurden für Wanderfische zu unüberwindbaren Hindernissen.

Neben der Gewässerverschmutzung im 19. und 20. Jahrhundert waren diese Wehre ein Grund, warum der Lachs aus der Wupper verschwand: Er konnte die Laichplätze im sauerstoffreichen Oberlauf des Gewässers nicht mehr erreichen.

Der Wupperverband legte ab 1993 nach und nach Fischaufstiege zusammen mit den Wehrbetreibern im und neben dem Gewässer an. Zudem riss er verfallene oder nicht mehr benötigte Wehranlagen ab bzw. „schleifte“ diese. Diese Arbeit zeigt mittlerweile gute Erfolge: Seit 2014 finden nun immer mehr Fische den 75 km langen Weg in der Wupper vom Rhein bis zum Stauweiher Dahlhausen bzw. zur Uelfemündung in Radevormwald. Die Stauanlage Dahlhausen und die Wupper-Talperre können zwar für Fische nicht durchgängig gestaltet werden, doch durch Fischaufstiege im Unterlauf der Wupper ist der Weg frei zu den Laichgründen in den Nebengewässern, z. B. von Morsbach, Eschbach und Uelfe.

Größere Fischaufstiege sieht man in Leverkusen an der Reuschenberger Mühle, am Auer Kotten, am Neuenkotten (Glüder) und am Schaltkotten (Solingen), am Klärwerk Buchenhofen (Wuppertal-Sonnborn) und am Heizkraftwerk (Wuppertal-Barmen). Einer der größten Durchgängigkeitsbauwerke in NRW ist mit 190 m der Fischaufstieg Stausee Beyenburg; über diese „Umgehung“erreichen die Wanderfische die Obere Wupper und gelangen so zu ihren Laichgründen, in die sie einige Jahre zuvor von Fischern und Fischereibiologen als Brütlinge gesetzt wurden.
Größere Nebengewässer wie der z. B. Morsbach mit dem Laichgewässer Gelpe wurden ebenfalls erschlossen, der Eschbach wird in den nächsten Jahren folgen.
Als erstes großes Erfolgsergebnis konnten aus dem Atlantik zurückgekehrte Meerforellen im Herbst an frisch geschlagenen Laichgruben im Stadtgebiet von Wuppertal beobachtet werden.

Ist die Reise für Großsalmoniden (Lachse und Meerforelle) in der Wupper in Dahlhausen erst einmal zu Ende ist, können Fische in Leverkusen über die Dhünn schon seit Februar 2010 bis ins Quellgebiet des Eifgenbachs (38 km) einwandern und dabei immer dem Hauptstrom des Gewässers folgen.
Die Reise wird nur an drei zu Fischaufstiegen umgebauten Wehren etwas „sportlicher“: an der Auer Mühle in Leverkusen, am Wehr des Hoverhofes in Odenthal und an der ehemaligen Staumauer der Burscheider Talsperre im Eifgenbach. Alle anderen Querhindernisse wurden in den naturnah umgestalteten Flusslauf integriert. An der Auer Mühle registriert seit Dezember 2013 ein so genannter VAKI Fish Counter über Ultraschallwellen alle Fische, die dort schwimmen. Gemessen werden soll dort auch, ob die Fische bei Erhöhung der Wassertemperaturen durch den „Thermorüssel“ an der Großen Dhünn-Talsperre tatsächlich bessere Wachstumsbedingungen vorfinden.

So scheint sich nach 20 Jahren das große finanzielle Engagement des Landes auszuzahlen; es hat sich im Wuppersystem meist mit 80 % an den Planungs- und Baukosten beteiligt. Die Wupper gehört nun zu den 3 Gewässern in NRW, die als Vorranggewässer für die Wiederansiedelung von Aal und Lachs auserkoren wurden.

Die Entwicklung des Fischbestands insbesondere der Wanderfische wird in einem von 2013 bis 2018 groß angelegten Monitoring an allen Wasserkraftanlagen in der Wupper mit Hilfe von dort installierten Antennen untersucht. Dort wird das Verhalten von auf- und abwandernden Fischen analysiert, denen zuvor so genannte HDX-Transponder, also Sender eingepflanzt wurden. Fischereibiologen und Ingenieure hoffen so, Erkenntnisse über den Bau effizienter Schutzsysteme und Wanderhilfen zu gewinnen.

Große Dhünn-Talsperre, Thermorüssel
Große Dhünn-Talsperre, Thermorüssel

Wassertemperatur

Die menschliche Nutzung der „Lebensader Wupper“ beeinflusst auch den Fischbestand. Die Einleitung von Kühlwasser in Wuppertal sowie von gereinigtem Abwasser aus dem Klärwerk Buchenhofen beispielsweise führt zu einem Anstieg der Wassertemperatur. Somit wird die Idealtemperatur überschritten, die bestimmte Fischarten, z. B. die Äsche und die Bachforelle, zum Laichen und zur Entwicklung des Nachwuchses benötigen. Dies hat zur Folge, dass sich in diesem Flussabschnitt die Artenzusammensetzung verändert und nicht mehr dem Leitbild der Äschenregion entspricht.

In einem Forschungsvorhaben der Wuppertaler Stadtwerke als Betreiber der Heizkraftwerke und des Wupperverbandes wurde untersucht, welche Maßnahmen wirkungsvoll sein können, um den Betrieb der Kraftwerke und die Entwicklung des Fischbestands besser in Einklang zu bringen. Eine Möglichkeit ist die gezielte und auf die Bedürfnisse der Fische abgestimmte Abgabe von Wasser aus den Heizkraftwerken oder auch zur „Abkühlung“ der Wupper aus den Talsperren des Wupperverbands.

An der Großen Dhünn-Talsperre bestand das umgekehrte Problem: Das Wasser wurde früher aus immerkühlen Schichten der Talsperre entnommen und war zu kalt für die Fischpopulation. Deshalb wurde am Entnahmeturm ein so genannter Thermorüssel installiert, um die Dhünn unterhalb der Talsperre mit Wasser zur versorgen, dass der saisonalen Gegebenheit entspricht.

An Gewässern sorgt generell zudem eine standortgerechte Bepflanzung mit Bäumen für Schatten und eine entsprechende Temperatur.

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