Die Wupper lebendig gestalten
Fachleute diskutierten Gewässerentwicklung, Klimafolgenanpassung und Digitalisierung

Pressemitteilung vom 22.05.2025
Wie haben sich unsere Flüsse und Bäche in NRW entwickelt, und welche Herausforderungen gibt es aktuell, zum Beispiel durch Folgen des Klimawandels?
Diese und weitere Themen standen am 21. Mai beim 28. Symposium Flussgebietsmanagement / Gebietsforum Wupper von Wupperverband und Bezirksregierung Düsseldorf in Wuppertal im Fokus.
Die Veranstaltung für Fachleute der Wasserwirtschaft richtete erneut den Blick auf Flüsse wie die Wupper. Sie sollen geschützt und entwickelt werden und im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) den "guten Zustand" erreichen. Dies umfasst sowohl eine gute Wasserqualität und natürliche Fluss-Struktur als auch das Vorkommen von Fischen, Kleinstlebewesen, Algen und Pflanzen.
"Die EU-Wasserrahmenrichtlinie gibt vor, den guten Zustand für die Gewässer bis 2015, unter Berücksichtigung besonderer Schwierigkeiten bis spätestens 2027 zu erreichen", erläutert Jörg Matthes, Hauptdezernent Wasserwirtschaft bei der Bezirksregierung Düsseldorf. "Das wird uns trotz der großen Anstrengungen des Wupperverbands selbst im Wuppergebiet nicht gelingen. Die Ziele der WRRL behalten auch über das Jahr 2027 hinaus ihre Gültigkeit, ebenso wie die gleichlautenden Anforderungen des deutschen Wasserhaushaltsgesetzes. Deshalb werden wir unsere gemeinsamen Anstrengungen zur Verbesserung des Zustands der Gewässer weiter fortsetzen. Dabei müssen wir zunehmend auch die zusätzlichen Herausforderungen durch die Folgen des Klimawandels – auch 2025 ist bisher zu warm und zu trocken – bewältigen."
"Der Wupperverband blickt in diesem Jahr auf sein 95-jähriges Bestehen. Bei der Gründung im Jahr 1930 war die Wupper eine Kloake. Heute ist sie bereits wieder viel lebendiger", resümierte Ingo Noppen, Vorstand des Wupperverbands. "Sie ist deutlich sauberer, hat vielerorts natürlichere Strukturen und mehr Dynamik. Viele Fischarten und andere Lebewesen sind zurückgekehrt und finden im und am Wasser wieder einen Lebensraum. Für die Menschen bietet der Fluss heute wieder Lebensqualität. Diesen Weg setzen wir mit Engagement fort und beziehen unsere Maßnahmen zur Anpassung an die Klimawandelfolgen ein."

Mehr als 50 Prozent der Maßnahmen umgesetzt
Von rund 1.220 Einzelmaßnahmen seines umfangreichen Programms zur Umsetzung der EU-WRRL hat der Wupperverband bereits 53 Prozent umgesetzt.
Über 25 Prozent der Flussabschnitte im Wuppergebiet haben bereits den "guten Zustand" erreicht, wie der 5. Monitoringzyklus der EU-WRRL zeigt. Damit liegt das Wuppergebiet deutlich über dem Bundesdurchschnitt von rund 9 Prozent.
Beispiele für Gewässerentwicklung sind die naturnahe Gestaltung der Wupper mit der Stadt Wuppertal und mit ansässigen Unternehmen. Gemeinsam konnten schon mehr als 13 Kilometer Stadtfluss entwickelt werden. Der letzte noch ausstehende Abschnitt im Bereich Hardtufer soll 2026/27 umgesetzt werden.
Für umfangreiche Maßnahmen an der oberen Wupper /Wipper zwischen Marienheide und Wipperfürth laufen im Zeitraum 2025 bis voraussichtlich 2027 die Planungen. Dort sollen viele Bereiche in einem rund 10 km langen Flussabschnitt renaturiert werden und Retentionsraum im Sinne des „grünen Hochwasserschutzes“ geschaffen werden.
Für den Bereich Wuppertal-Kohlfurth plant der Wupperverband die Aufweitung des Flusses. Wenn die beantragten Fördermittel für das Projekt bewilligt werden, können Ausschreibung und Baustart ab 2025 erfolgen.
Trockenphase 2025: Talsperren unterstützen Ökosystem Fluss
Bei vielen Projekten gehen Gewässerentwicklung und grüner Hochwasserschutz Hand in Hand. So erhält der Fluss im Rahmen des Zukunftsprogramms Hochwasserschutz z. B. mehr Entfaltungsmöglichkeit in Flussbett und Aue. Dies hilft bei höheren Abflüssen, die Gefahr von Überflutungen zu mildern.
Aber nicht nur Hochwasservorsorge ist ein Thema, sondern auch das andere Extrem, die Trockenheit. In der aktuellen Trockenphase seit Februar 2025 haben die Talsperren das Ökosystem an Wupper und Dhünn bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt im Jahr mit Wasser unterstützt. Am niedrigen Füllstand der Wupper-Talsperre – der größten Brauchwassertalsperre des Wupperverbands – lässt sich ablesen, dass ausbleibender Regen und ein demzufolge geringerer Wasservorrat auch Klimafolgenprobleme mit großen Auswirkungen sind.
Mit einer flexibleren Bewirtschaftung der Brauchwassertalsperren und im Bedarfsfall maßvollen Reduzierung der Wasserabgabe an die Wupper reagiert der Wupperverband auf niedrige Füllstände in seinen Talsperren. So wird der Wasservorrat durch eine geringere Abgabe aus den Talsperren gestreckt, damit die Unterstützung des Flusses in Trockenphasen so lange wie möglich gewährleistet werden kann.
Thementag "Digitale Zukunft – Innovationen für die Wasserwirtschaft"
Im Anschluss an das Symposium Flussgebietsmanagement / Gebietsforum Wupper richtete der Wupperverband am 22. Mai bei einem besonderen Thementag den Blick auf die Digitale Zukunft. Wie können Digitalisierung, KI und Datenmanagement bei den komplexen Herausforderungen und Fragestellungen im Rahmen einer nachhaltigen Wasserwirtschaft unterstützen?
Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Institutionen, Anwendungs- und Forschungsbereichen gaben interessante Einblicke. In Smart City-Projekten zum Beispiel fließen unzählige Daten zusammen und werden für die Nutzerinnen und Nutzer visualisiert, zum Beispiel zur Kommunikation zu Hochwasser- und Starkregengefahren. Digitale Zwillinge, zum Beispiel von Stadtgebieten, Regionen oder Flusseinzugsgebieten dienen als Abbild der Realität und bieten die Möglichkeit, unter anderem Hochwasser und Starkregen zu simulieren. So können gefährdete Bereiche identifiziert und Vorsorgemaßnahmen entwickelt werden. Ein Praxisbeispiel ist die weltweit als beste Smart City ausgezeichnete Stadt Etteln aus dem Kreis Paderborn mit ihrem "Digitalen Dorfzwilling". Eindrücklicher als auf Hochwasserkarten ist zu sehen, wie genau es bei Überflutungen im Dorf aussieht und was Anwohnerinnen und Anwohner vorbeugend in Sachen Eigenvorsorge tun können.
Große Datenmengen verarbeiten und daraus lernen, Muster erkennen und Wahrscheinlichkeiten ableiten – dies sind Vorteile von Künstlicher Intelligenz (KI), die in der Wasserwirtschaft Anwendung finden können.
Ein Beispiel aus der Region ist das Forschungsprojekt "Bergisches Hochwassermeldesystem 4.0 (HWS 4.0)". In dem Projekt wird von den Forschungspartnern, darunter der Wupperverband, erforscht, wie KI dabei helfen kann, Daten schneller auszuwerten, auf ihrer Grundlage präzisere Vorhersagen zu treffen und daher Menschen und Einsatzkräfte schneller zu informieren. Ein KI-gestütztes System könnte die Vorhersage von regionalen Wasserpegeln und Hochwassergefahren unter Berücksichtigung der aktuellen Wetterlage und sonstiger Umweltfaktoren verbessern. Das Projekt startete 2023 und ist auf 3 Jahre angelegt.